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"Click & Surf - das WEB-Magazin" der August-Bebel-Schule in Boizenburg
Hier zeigen wir ältere Artikel im Original-Layout, wie sie damals von Schülern gestaltet wurden.


Das Boizenburger Warenzeichen

Herr Dietrich, ein Lehrer unserer August-Bebel-Realschule in Boizenburg, erhielt am 12.10.1997 eine E-mail aus Belgien. Der Absender hatte in einem Antik-Laden eine Fliese gekauft, über die er gern mehr erfahren wollte (siehe Bild). Er suchte also im Internet unter dem Stichwort "Boizenburg" und fand unter anderem dort unsere INTERNET-Schülerzeitung "Click& Surf" mit unserer E-Mail-Adresse.
Herr Claeys wohnt in Burcht, das liegt in der Nähe von Antwerpen. Er arbeitet als Programmierer in einer Chemie-Fabrik (Zwjindrecht) und fährt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. Roger Claeys interessiert sich neben seinem Job, der ihm sehr viel Spaß macht, noch für Architktur und Jugendstil (1850-1930). Er hat einige Bücher über Fliesen z.B. Wessel`s Wandplattenfabrik Bonn oder Belgische Art Noveau en Art Deco Wandtegles. Vor einiger Zeit war er in Krefeld, wo er viele schöne Jugendstil- Fliesen sah. Herr Claeys hat "unsere" Fliese aber in einem Antwerpener Antik-Geschäft gekauft.

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Ich, ein Redakteur der Schülerzeitung der August-Bebel-Schule, habe mich auf den Weg gemacht, um näheres über diese Fliese herauszufinden.
Die Boizenburger Fliesenwerke erteilten mir darüber Auskunft: Die Platte zeigt das Warenzeichen (1905-1925) von Boizenburger Wandfliesen, die in den Fliesenwerken produziert wurden. Es ist ein Jugendstilmotiv.
Im Jahre 1907 hält der Jugendstil Einzug im Boizenburger Werk. Die künstlerisch gestalteten und industriell gefertigten Fliesen können sich neben öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Verwaltungen jetzt auch bürgerliche Bauherren leisten.
Um 1913 wagte das Werk den ersten Auftritt auf der Leipziger Messe. 1920 bestimmte eine Vielfalt wunderschöner Jugendstilmotive die Produktion in dem Werk. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges stieg die jährliche Produktionsmenge auf 2 Millionen Stück.
Ein hoher Qualitätsstandard und der berühmte Boizenburger Glasurspiegel mit außerordentlicher Brillianz sind um 1937 das Markenzeichen der Boizenburger Erzeugnisse.
Das Werk erlebte 1939 seinen Höhepunkt. Boizenburg entwickelte sich damals zum größten Fliesenproduzenten Europas. ...

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Im Juli 1945 herrscht Totenstille im Betrieb. Die sowjetischen Armee- Einheiten lösen Truppenverbände ab. Das Werk wird zum Glück nicht demontiert, sondern wieder flott gemacht. Ab 1969 gewinnt Boizenburg stetig an Bedeutung. Noch kurz vor der Wende wird nachgerüstet. DDR-Technologie schafft die Bedingungen zur Fliesenfertigung im Einbrandverfahren. 1800 Mitarbeiter produzieren 6,5 Millionen Quadratmeter Wandfliesen im Jahr.

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1993 zwingt die steigende Nachfrage zur Kapazitätserweiterung im Bereich der Pressen und der Öfen.
Um 1994 geht die GmbH für kurze Zeit in die Boizenburger Fliesen AG über, um die Fusion mit dem Gießener Architektur Keramik-Hersteller Gail-Inax vorzubereiten.
Im Jahre 1996 ist damit in Boizenburg eines der modernsten Steinzeugfliesenwerke Europas errichtet. Jetzt können wieder Bodenfliesen gefertigt werden, die optimal auf das Wandfliesenprogramm abgestimmt sind. 1997 muß der Vorstand der Fliesenwerke wegen zu hoher Schuldenlast Antrag auf Gesamtvollstreckung stellen. Im August denkt die Gläubigerversammlung über die Weiterführung des Unternehmens nach.

Wir wünschen den Fliesenwerken viel Glück beim Überwinden der Probleme, damit eine langjährige und gute Tradition in Boizenburg erhalten bleibt.

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Das Fliesenmuseum

Das Fliesenmuseum wurde 10. Oktober 1998 in Boizenburg eröffnet.
Es befindet sich in der Reichenstraße 4 / Ecke Twiete. Zu finden sind dort industriell gefertigte keramische Fliesen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es soll noch eine Werkstatt angegliedert werden, in der seltene Fliesen repliziert werden.
Das neue Museum soll sich mit Fliesenbörsen und Kachelverkäufen zum Mekka für Sammler aus ganz Deutschland mausern.

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Ein Förderverein wurde vor einiger Zeit vom hiesigen Baukeramiker Lothar Scholz gegründet. Als Premiere stellte das neue Museum Stücke aus einer Stuttgarter Sammlung aus. Die Kollektion von Thomas Rabenau umfaßt historische Wand- und Bodenfliesen der jetzt 250 Jahre alten `Steingut- und Mosiakfabrik Villeroy & Boch, Mettlach' sowie der `Boizenburger Platten, Duensing-Bicheroux-Werke' aus der Zeit von 1880 bis 1930.


(c) März 1998/Juli 1999, August-Bebel-Schule, Kirchplatz 6, 19258 Boizenburg, Germany